Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) hat nach dem schweren Erdbeben vom 19. September 2017 in Mexiko erstmals zusammen mit der gemeinnützigen Hilfsorganisation I.S.A.R. vor Ort die rasch angelaufenen Rettungs- und Sicherungsarbeiten unterstützt. In einer achttägigen Mission untersuchte ein Team in Mexiko-Stadt und im Bundesstaat Morelos insgesamt mehr als hundert Gebäude auf ihre Standfestigkeit und Bewohnbarkeit. Ein Mitarbeiter des DLR lieferte Luftaufnahmen vor Ort, die dabei halfen, die Schadenslage der Gebäude zu beurteilen. Es war der erste gemeinsame Einsatz von DLR und I.S.A.R.

 Luftaufnahmen verschaffen einen Zeitvorteil

Im November 2016 hatten die beiden Partner einen Kooperationsvertrag über die Zusammenarbeit in Katastrophenfällen unterzeichnet. Seitdem bereiten sich drei Experten aus dem DLR-Institut für Optische Sensorsysteme in regelmäßigen gemeinsamen Übungen mit I.S.A.R. Germany intensiv auf reale Einsätze vor. „Mit unseren Kamerasystemen können wir zu der Erkundung von Schadensgebieten beitragen. Das kann im Ernstfall entscheidende und lebensrettende Zeitvorteile verschaffen“, sagt Ralf Berger, Projektleiter im DLR-Institut für Optische Sensorsysteme. Ein wichtiges Ziel der Kooperation ist auch die Entwicklung von neuen Technologien, mit denen großräumige Lagebildern nach Großkatastrophen erstellt werden können.

Das Ausmaß der Beschädigung beurteilen

Aufgrund der Kürze des Bebens in Mexiko wurden glücklicherweise nur einzelne Häuser völlig zerstört und die Infrastruktur nicht großflächig in Mitleidenschaft gezogen. Dementsprechend stand vor allem die Begutachtung von beschädigten Gebäuden im Vordergrund des Einsatzes von DLR und I.S.A.R. Germany. „Aufgrund der Größe und teilweise gegebenen Unzugänglichkeit der Gebäude haben wir die Baufachexperten von I.S.A.R. Germany mit Nahaufnahmen von beschädigten Gebäudestrukturen unterstützt“, sagt der DLR-Wissenschaftler Steven Bayer, Teil des Teams vor Ort in Mexiko. „Mit den Echtzeit-Aufnahmen konnten die Baufachexperten beurteilen, ob das Gebäude noch stabil oder bewohnbar war“, ergänzt der Wissenschaftler. Dafür kam ein kommerziell verfügbares Klein-UAV (unbemanntes Luftfahrzeug) zum Einsatz. Zusätzlich erstellte Bayer eine Reihe von Drohnen-Fotos von typischen Gebäudebeschädigungen nach einem Erdbeben. „Diese werden nach dem Einsatz für die Aus- und Weiterbildung verwendet“, erläutert Marcus Zinser, Baufachexperte von I.S.A.R. Germany.

Erfolgreicher erster Einsatz

„Dieser erste Einsatz hat gezeigt, dass die Zusammenarbeit von DLR und I.S.A.R. Germany die Katastrophenhilfe maßgeblich unterstützen kann“, sagt Dr. Dennis Göge, Programmkoordinator Sicherheitsforschung des DLR. „Wir arbeiten weiter an neuen Technologien, die speziell auf den Einsatz in solchen Schadensfällen ausgelegt sind“, erklärt er. Ein Beispiel ist das hochauflösende MACS-SaR Kamerasystem, das schon vor dem Einsatz von Such- und Rettungskräften die Erkundung eines Schadensgebiets aus der Luft erlaubt. Das System wurde vom DLR entwickelt und im Mai 2017 im Rahmen einer UN-Übung erfolgreich getestet.

 

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