23. August 2021

Haiti: Medizinisches Team nimmt Arbeit auf

Rund eine Woche nach dem verheerenden Erdbeben in Haiti hat ein deutsches Emergency Medical Team seine Arbeit in der Katastrophenregion aufgenommen. Das Team wurde in Abstimmung mit dem haitianischen Zivilschutz von der Hilfsorganisation I.S.A.R. Germany und dem Fachbereich Humanitäre Hilfe des BRH Bundesverbandes Rettungshunde in das Erdbebengebiet geschickt. Auf Wunsch der Behörden arbeiten die Mediziner auf der Insel Les Cayemites.  In einem Feldkrankenhaus versorgen die Ärzte, Pflegekräfte und Sanitäter ab jetzt täglich Verletzte und Kranke.

Mediziner von I.S.A.R. Germany bei der Behandlung eines Patienten in Haiti

 

Die Lage auf der Insel bezeichnet Teamleiter Michael Lesmeister als „dramatisch“. „Zahlreiche Gebäude sind bei dem Erdbeben eingestürzt. Dabei wurden viele Menschen verletzt.“ Hinzu komme, dass schon vor dem Erdbeben viele Jahre kein Arzt auf der Insel gewesen sei, um die ca. 18.000 Bewohner zu versorgen. Dementsprechend gebe es auch allgemein einen großen Bedarf an medizinischer Versorgung. „Für uns ist es eine große Herausforderung, die Menschenmassen zu triagieren, also die Priorität bei der Behandlungsreihenfolge festzulegen.“ Die Aufgaben für die deutschen Mediziner sind vielschichtig. So müssen Knochenbrüche und Fleischwunden behandelt werden, es gibt aber auch gynäkologische und internistische Notfälle.
Aufgrund der schwer zugänglichen Lage der Insel, musste das etwa 35-köpfige Team mit einem Schiff von Port-au-Prince zu seinem Einsatzort gebracht werden. Die rund elf Tonnen Material wurden dann vom Ankerplatz aus mit Fischerbooten auf die Insel gebracht. „Die Lage und die Umstände auf der Insel sind für uns eine Herausforderung“, so Lesmeister. Dennoch sei das Team hochmotiviert und freue sich, endlich helfen zu können. Mit Blick auf die Sicherheitslage erklärte Lesmeister: „Die Lage in Haiti ist aufgrund der großen Armut und der politischen Lage höchst angespannt. Wir wissen von anderen Helfern, die selbst einer Bedrohung ausgesetzt waren, obgleich sie gekommen waren, um für die Menschen da zu sein“. Das Team aus Deutschland werde deshalb rund um die Uhr von einem Sicherheitsteam der Firma MP Protection aus Deutschland geschützt.
19. August 2021

Medizinische Hilfe für Erdbebenopfer in Haiti

Ein Emergency Medical Team (EMT) startet am Donnerstag vom Flughafen Köln/Bonn nach Haiti. Dort werden die 33 Ärzte, Pflegekräfte und Sanitäter Opfer der Erdbebenkatastrophe vom vergangenen Samstag medizinisch versorgen. Das EMT wird von der Hilfsorganisation I.S.A.R. Germany und dem Fachbereich Humanitäre Hilfe des BRH Bundesverband Rettungshunde gestellt.

Verletzte nach dem Erdbeben vom 14.08.2021 in Haiti. Foto: REUTERS/Ricardo Arduengo

Die Hilfsorganisationen entsenden in Absprache mit dem haitianischen Gesundheitsministerium ein so genanntes EMT 1. Dies bedeutet, dass die Behandlung von Patienten in einer feldmäßig eingerichteten Notaufnahme mit mehreren medizinischen Fachrichtungen gewährleistet wird. Seit 2018 ist das EMT von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zertifiziert.  Das Team mit Mitgliedern aus Nordrhein-Westfalen, Berlin, Rheinland-Pfalz, Hessen, Bayern, Thüringen, Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Hamburg und Mecklenburg-Vorpommern startet am Donnerstagnachmittag vom Flughafen Köln/Bonn.

I.S.A.R. Präsidentin Dr. Daniela Lesmeister erklärte: „Für uns ist es ein wichtiges Anliegen, den Menschen in der Katastrophenregion zu helfen. Bei vielen Erdbebenopfern ist bislang noch keine Hilfe angekommen. Das Team von I.S.A.R. Germany und BRH bringt viel Erfahrung aus anderen Katastropheneinsätzen, mit und kann einen Beitrag leisten, das Leid der Menschen in der Region zu lindern.“ „Haiti zählt zu den ärmsten Ländern der Welt“, so BRH Präsident Jürgen Schart. „Wenn jetzt tausende Menschen ohne medizinische Versorgung sind, dann muss schnellstmöglich gehandelt werden.“

An Bord der Sondermaschine sind auch elf Tonnen Ausrüstung. Darunter Medikamente, medizinisches Equipment, Zelte, Liegen und eine Wasseraufbereitungsanlage. Diese kann 5.000 Liter Wasser pro Tag zur Verfügung stellen. Derzeit gibt es in der Katastrophenregion einen akuten Mangel an medizinischer Versorgung und Versorgung mit Wasser und Nahrungsmitteln.

Die von den Behörden in Haiti zugewiesene Einsatzstelle des Teams liegt nur wenige Kilometer von Epizentrum des Bebens vom 14.08.2021 entfernt. Der Süden von Haiti war am vergangenen Samstag von einem Beben der Stärke 7,2 erschüttert worden. Bislang wurden rund 2.000 Todesopfer gezählt. Mindestens 10.000 Menschen wurden verletzt.

Foto: Reuters/Ricardo Arduengo

16. August 2021

I.S.A.R. auf dem Weg ins Erdbebengebiet in Haiti

Die Hilfsorganisationen I.S.A.R. Germany und BRH Bundesverband Rettungshunde haben ein Erkundungsteam in die haitianische Erdbebenregion entsandt. Dem Team gehören fünf Experten aus den Bereichen Management internationaler Katastropheneinsätze, Medizin sowie Suche und Rettung von Verschütteten an. Aufgabe der Experten ist es, die Lage in der Katastrophenregion zu erkunden, die Behörden vor Ort zu unterstützen und zu beraten und bei Bedarf den Einsatz eines größeren Rettungsteams vorzubereiten. Das Erkundungsteam traf am Sonntagabend Ortszeit in Port-au-Prince ein. Am Montag sind Gespräche mit Vertretern der Regierung geplant.

10. August 2021

I.S.A.R. bei Gedenken für Opfer der Flutkatastrophe

Der Landtag Nordrhein-Westfalen hat vor seiner Sondersitzung am Montag mit einer Schweigeminute der Opfer der Unwetterkatastrophe im Juli gedacht. Mehr als 180 Menschen waren bei Überflutungen gestorben, darunter 47 in Nordrhein-Westfalen.Das Parlament würdigte auch die Leistung der hauptamtlichen und ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer. Dazu waren Vertreterinnen und Vertreter unter anderem von Hilfs-, Rettungs- und Sozialdiensten und der Bundeswehr in den Landtag gekommen. Stellvertretend für unser Einsatzteam nahm der Geschäftsführer der I.S.A.R. Germany Stiftung Michael Lesmeister teil.

André Kuper, Präsident des Landtags, sagte zu Beginn: „Die Unwetter in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen brachten unvorstellbares Leid und unvorstellbare Verwüstungen: Menschen verloren nicht nur ihr Hab und Gut innerhalb weniger Stunden, viele Menschen verloren in dieser Katastrophe auch ihr Leben. Darunter sind auch vier Feuerwehrleute, die vor Ort waren, um Leben zu retten. Wir fühlen mit den Angehörigen und Familien, mit den Freunden und Bekannten der Verstorbenen. Wir sind in Trauer mit Ihnen verbunden.

Und die Bilder und Berichte der Zerstörungen und Verwüstungen machen uns immer noch fassungslos.“Dass es nicht noch mehr Opfern gibt und dass die Aufräumarbeiten vorangehen, sei den Helferinnen und Helfern und Organisationen zu verdanken: „Viele Menschen konnten in Sicherheit gebracht werden. Rettungskräfte, Hilfsdienste, Landwirte, Handwerker, kommunale Krisenstäbe und unsere Bundeswehr arbeiten unermüdlich und bis zur Erschöpfung – auch in dieser Stunde und darüber hinaus.“

Foto: Volker Hartmann

31. Juli 2021

I.S.A.R. beendet Einsatz in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz

„Die Schicksale der Menschen in der Katastrophenregion haben mich wirklich tief berührt“, erzählt Benno Riehl. Viele der von dem Unwetter Betroffenen hätten alles verloren. Unzählige Häuser seien stark beschädigt, andere Gebäude hätten die Fluten komplett weggerissen.

Die Eindrücke aus dem Einsatz im Ahrtal beschäftigen Riehl. Er war weltweit schon mehrfach für I.S.A.R. Germany in Katastrophenregionen im Einsatz, so in Nepal, Mexiko und Indonesien. Doch diesmal war es anders. Diesmal lag das Katastrophengebiet sozusagen direkt vor seiner Haustür. Er kommt aus Lehmen, nur 70 Kilometer von Ahrweiler entfernt. „Für mich war es eine Selbstverständlichkeit, den Menschen auch hier zu helfen“, so Riehl. Nur kurze Zeit nach der Katastrophe schnappte er sich seinen grünen Traktor und einen Hänger und fuhr los. Gemeinsam mit den anderen Teammitgliedern von I.S.A.R. Germany packte er an. Alle hatten sich für diesen Einsatz Urlaub genommen, sich unbezahlt freistellen lassen oder wurden von ihrem Arbeitgeber für den Einsatz mit vollem Lohn freigestellt.

Das Team von I.S.A.R. und BRH hatte sich in Ahrweiler der Technischen Einsatzleitung (TEL) unterstellt und bekam von dort seine Aufträge. Die Hauptaufgabe war, gemeinsam mit anderen Hilfsorganisationen, die Innenstadt von Ahrweiler wieder zugänglich zu machen. Die Helfer kämpften sich durch Schlamm und die Unmengen an Schutt und Müll, die die Flut in den Straßen von Ahrweiler hinterlassen hatte. Tonnenweise fuhr Benno Riehl den Unrat aus der Stadt. „Das war absolute Teamarbeit!“, so Riehl und verweist dabei auf die kräftezehrende Arbeit jedes einzelnen Helfers. Zum Glück hatten wir hervorragende Partner, die uns schwere Technik zur Verfügung gestellt haben. Die Firma Leonhardt Weiss aus Göppingen rückte mit Bagger, Radlader und LKW an, die Bundeswehr schickte geländegängige LKW, auch das Technische Hilfswerk (THW) half. „Nicht zu vergessen der örtliche Reifendienst“, ergänzt Anja Hoche, die den Einsatz mit organisierte. „Bei Reifenschäden haben die unkompliziert und kostenlos geholfen.“ Sie beschreibt damit etwas, was die Tage des Einsatzes in Ahrweiler besonders auszeichnete: Die Kameradschaft und die Hilfsbereitschaft.

Dazu gehörte auch, dass Studierende der Hochschule der Polizei in Rheinland-Pfalz das I.S.A.R. Team unterstützten. Mehrere Landwirtschafts- und Forstbetriebe boten ihre Hilfe an. Sogar eine Fußballmannschaft packte mit an.

In all dem Katastrophenchaos gab es aber auch diesen berühmten „Augenblick“, in denen die Tragik der Katastrophe ein kleines Stück in den Hintergrund rückte. Während ihrer Aufräumarbeiten in der Stadt sehen die Helfer in einem Gang einen Mann, der sich mit einem Klavier abmühte. Sie halfen ihm dabei, das Klavier vor die Tür zu bringen. Es war bei der Flut nass geworden und sollte deshalb verschrottet werden. Doch die Straße wird für das Klavier noch einmal zur großen Bühne. Das Klavier erklingt noch einmal und es wird gesungen. Das Video dazu sorgt in den Sozialen Medien für Aufmerksamkeit und die Helfer werden diese Minuten wohl nicht vergessen.

Doch der Einsatz lässt Benno Riehl nachdenklich zurück: „Die Koordination der Hilfskräfte vor Ort hat mich fassungslos gemacht. Im Grunde hat diese versagt. Da gibt es meiner Meinung nach noch sehr viel Luft nach oben.“ Ahrweiler war nicht der einzige Einsatzort von I.S.A.R. Germany. Im nordrhein-westfälischen Erftstadt musste mit Rettungshunden in teilweise eingestürzten Häusern nach Menschen gesucht werden. Außerdem wurde durch unsere Baufachberater die Stabilität der Häuser und des Untergrundes in der Nähe einer gefluteten Kiesgrube überprüft. In Stolberg kontrollierten unsere Baufachberater gemeinsam mit Experten des Ingenieurbüros Rückert und des Tiefbauamtes der Stadt über 20 Brücken. Im Einsatz war auch das Drohnenteam der BRH Rettungshundestaffel Märkisches Sauerland.

„Ich bin stolz auf unser Team“, erklärte die I.S.A.R. Vorsitzende Dr. Daniela Lesmeister. „Was in den letzten Tagen durch unsere Helfer geleistet wurde kann nicht genug gewürdigt werden. Für jeden von uns war es wichtig, für die Menschen in der Katastrophenregion da zu sein und unser in den vielen internationalen Katastropheneinsätzen gesammeltes Wissen, hier einzubringen.“

 

Benno Riehl half bereits in Indonesien und anderen I.S.A.R.-Einsatzgebieten. Mit seinem Traktor unterstützte er dieses Mal im Katastrophengebiet vor der eigenen Haustür. Foto: I.S.A.R. Germany/ Stefan Heine